Mit einem kurzweiligen Festakt wurde die Benennung der Grundschule in Hasborn-Dautweiler nach Johannes Kühn gefeiert – Bürgermeister Maldener: das Vermächtnis sichern
Bunte Tücher, Kinderlachen, Tänze und Gesänge – in einer Atmosphäre der Kurzweil und der Heiterkeit ist am Sonntag, dem 10. November 2024, in Hasborn-Dautweiler an den vor einem Jahr verstorbenen Lyriker Johannes Kühn erinnert worden. Anlass dazu war die Tatsache, dass zum 1. November auf Beschluss der Gemeinde Tholey die Hasborner Grundschule nach dem Dichter benannt wurde. „Die Schule wird mit dem neuen Namen, dem neuen Logo und im Unterricht ihren Beitrag dazu leisten, das Vermächtnis von Johannes Kühn zu sichern“, erklärte Bürgermeister Andreas Maldener bei der Feierstunde in der vollbesetzten Hasborner Kulturhalle. Die Germanistin Irmgard Rech erklärte in ihrer Festrede, aus den Gedichten Johannes Kühns gehe klar hervor, dass er sich den Kindern in ihrer Spielfreude wesensverwandt gefühlt habe.
Kurzweil und Heiterkeit: Bürgermeister Andreas Maldener bei seiner Ansprache in der Kulturhalle Hasborn-Dautweiler am 10. November 2024 mit Kindern der Grundschule Hasborn-Dautweiler Foto: Karl-Otto Franz
Fast zwei Stunden lang wurde die Szenerie von drei Dutzend bunt gekleideten, mit Leuchtstäben und farbigen Tüchern ausgerüsteten Schülerinnen und Schülern beherrscht, die während der gesamten Veranstaltung die Bühne bevölkerten und sitzend den Festreden lauschten. Zwischenzeitlich erfreuten die Chor- und Tanz AG der Schule unter der Leitung ihres Lehrers Erhard Henkes und des Dekanatskantors Thomas Martin mit einer Reihe von Darbietungen die Zuschauer, die stürmisch Beifall spendeten. „Schule ist mehr als Lesen und Lernen“, sangen die Mädchen und Jungen.
Sie hatten sich in jüngster Zeit unter der Regie ihrer Lehrer und der Schulleiterin Petra Meier-Ziemiak eine ganze Projektwoche lang mit den Werken Johannes Kühns auseinandergesetzt, nicht nur mit dessen Gedichten, sondern auch mit den Zeichnungen, die bei der Veranstaltung in der Kulturhalle in Form einer Dia-Show reproduziert wurden. Der Raum war ausgeschmückt mit eigenen Bildern, die die Kinder gemalt und dem Stil des Dichters nachempfunden hatten. Einige der jungen Leute verfassten auch Gedichte.
„Wir sind eine moderne Schule und würdigen die Leistungen von Johannes Kühn“, erklärte die Schulleiterin Petra Meier-Ziemiak. „Für uns ist klar, dass wir den Namen auch mit Inhalt füllen“, sagte sie. Die Kinder hätten Spaß daran gehabt, Kühns Gedichte zu lesen, sie zu interpretieren, unterschiedliche lyrische Formen kennen zu lernen und vor allem selbst Gedichte zu schreiben. Im Logo der Schule, das an die Stirnwand der Kulturhalle projiziert wurde, ist als Schattenriss eine Reproduktion des stählernen Standbilds des Dichters in der Ortsmitte von Hasborn eingefügt worden.
Bürgermeister Andreas Maldener hob in seiner Ansprache hervor, Johannes Kühn sei Zeit seines Lebens seiner Heimat eng verbunden gewesen und habe das Schaumberger Land in unzähligen Werken verewigt. „Er war ein Botschafter unserer Heimat, dessen Werke geprägt waren von ihren Menschen und von der Natur.“ In ähnlicher Weise würdigte auch der Landrat des Kreises St. Wendel, Udo Recktenwald, den verstorbenen Dichter. „Er war und ist ein Botschafter dieses Ortes, dieser Gemeinde, dieser Region, seiner Heimat“, sagte Recktenwald. „Unsere Verpflichtung ist es nun, nicht nur seine Werke zu verstehen, sondern sie auch zu übersetzen und zu übertragen und den Bogen zu schlagen zur jungen Generation.“ Für Hasborn-Dautweiler und seine Grundschule sei die Benennung der Lehranstalt nach Johannes Kühn ein besonderes Ereignis. „Der Name ist Verneigung und Verpflichtung zugleich“, sagte der Landrat.
Als „großen Lyriker“ und als „eine Ausnahmegestalt in der deutschen Literatur“ bezeichnete Jessica Heide, die Staatssekretärin im Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes, den Hasborner Poeten. „Gerade er, der abseits jeder Moden unbeirrbar seinem Weg gefolgt ist, hat uns immer wieder vor Augen geführt, dass die Lyrik auch heute, in unserer digitalen und sich scheinbar immer schneller drehenden Welt nichts an Überzeugungskraft und Wirkung verloren hat“, sagte die Politikerin. „Mit einfachen Mitteln schuf Johannes Kühn höchst formvollendete Gebilde, denen auch hier und da eine leise Gewitztheit innewohnt.“ Gleichzeitig sei er auch „Erzähler unserer saarländischen Naturlandschaft und ihrer Gefährdung durch die moderne Zivilisation“.
Für Kinder empfand Johannes Kühn nach den Worten der Germanistin und früheren Gymnasiallehrerin Irmgard Rech große Sympathien, „in ihrer Spiellust fühlte er sich ihnen verwandt“. Dazu zitierte die langjährige Wegbegleiterin des Lyrikers aus einem Gedicht des Verstorbenen: „Spiellust bläst die Luft/ mir und Kindern zu./ Und mit Bällen spielen sie/ so wie ich mit Versen.“ Irmgard Rech hatte zusammen mit ihrem jüngst verstorbenen Ehemann Prof. Dr. Benno Rech über Jahrzehnte hin die Gedichte von Johannes Kühn gesammelt und herausgegeben und mit dafür gesorgt, dass dessen Werke in namhaften Verlagen erschienen und internationale Resonanz fanden. In ihrer Festrede sagte sie nun, die Kinder im Dorf hätten den Dichter erheitert, wenn er sich niedergeschlagen fühlte. „An der Spielfreude der Kinder entdeckte er die innere Wurzel seines dichterischen Schaffens.“
In einer ganzen Reihe von Poemen fand die Literaturwissenschaftlerin direkte Bezüge zum Leben der Kinder im Dorf, so wie es sich vor mehr als einem halben Jahrhundert darstellte. „Wenn heutige Kinder wissen wollen, wie früher gespielt wurde, brauchen sie nur den Mundartband „Em Guguck lauschdre“ aufzuschlagen“, sagte Irmgard Rech. „Dort finden sich Gedichte, in denen das Spielen und Treiben der Dorfkinder aufbewahrt ist und wieder lebendig wird. Man bekommt zu hören, wie sie damals gesprochen und gerufen haben, und kann dabei sein, wie sie Forellen fangen, sich einen Fisch und Kartoffeln im Feuer braten. Man erfährt, was im Dorf los war, wenn ein Kind zur Welt kam und wie bei einer Taufe die Kinder vor der Kirche sehnsüchtig auf den Patt warteten mit seiner Tuut voll Gutzjer.“
Irmgard Rech entdeckte im umfangreichen Werk von Johannes Kühn auch Passagen, in denen dieser leidvolle Kindheitserfahrungen artikuliert hat. Etwa indem er sich erinnert, wie ihn einst ein Grundeigentümer mit Hunden von seiner Wiese verjagte. Und dann: „Kriegsmund schrie / mit rotem Blutmund“. Der Dicher schildert auch die Irritation eines Kindes, das in einem verlärmten, verqualmten Gasthaus offenbar seinen Vater sucht und dabei „in die Rotte der Männer“ gerät. (Den Wortlaut der Rede von Irmgard Rech finden Sie weiter unten).
In besonders anrührender Form kommt das Empfinden des Lyrikers für die Kinder in dem Gedicht „In einer Birke weiterlebend“ zum Ausdruck. Darin stellt er sich als Wunschbild vor, er existierte nach seinem Tod in einer Birke fort, die von singenden Schulkindern umtanzt wird (Siehe Text am Ende). Der Sohn von Irmgard und Benno Rech, Dr. Martin Rech, hatte dieses Gedicht auf Papier gedruckt und mit einem Bilderrahmen versehen und überreichte es in der Hasborner Kulturhalle den Kindern und Lehrern der Grundschule. Er tat dies in seiner Eigenschaft als zweiter Vorsitzender der Johannes-Kühn-Gesellschaft, die gemeinsam mit der Gemeinde Tholey die Veranstaltung ausgerichtet hatte.
Martin Rech sagte, die vor einem halben Jahr gegründete Johannes-Kühn-Gesellschaft sei ein gemeinnütziger Verein und habe sich die Aufgabe gestellt, das Werk des verstorbenen Dichters lebendig zu halten, zu verbreiten und weiter zu erschließen. Künftig werde jedes Jahr am 3. Oktober, dem Todestag des Lyrikers, im Gasthaus Huth in Hasborn ein Johannes-Kühn-Tag stattfinden. Die Gesellschaft sammle außerdem Fotos, Zeichnungen und Gedichte, von denen sicherlich viele noch bei Privatpersonen in Hasborn und Umgebung verstreut seien. Man wolle sie kopieren und registrieren, um einen Überblick zu behalten.
Zum Abschluss der Veranstaltung kam noch einmal der verstorbene Poet selber zu Wort – mit Gedichten, die von langjährigen Weggefährten vorgetragen und erläutert wurden. Akteure waren diesmal der langjährige frühere Tholeyer Bürgermeister Hermann Josef Schmidt, der aus Hasborn stammende Bibliothekar Hans Huth und die frühere Tholeyer Kulturbeauftragte Jutta Backes-Burr, die auch dem Vorstand der Johannes-Kühn-Gesellschaft angehört.
In einer Birke weiterlebend nach dem Tod,
gefiel es mir, die Menschen auf der Bank davor
mit Silberbild und Flüsterei
zu trösten. Manchmal mein ich,
dass es möglich sei,
und auch von Narrn erzählt,
bewegt mich solche Mär.
Denken wir,
es sind heut Tauben, die sich niederließen
in Blau und Weiß
auf ihren Wipfel,
das dürfte sein,
es ist ein toll Verliebter,
der den Stamm des Baumes küßte,
auch das erlaubte ich sehr gern,
Schulkinder, die sie umtanzen
und singen,
sind mir erwünschter.
Diese hätten mir vielleicht,
kommt es mit meinem Ruhm sehr hoch,
vorzutragen ein Gedicht,
das ich einmal geschrieben habe.
Ich drehte mich im Tanz,
so dass ich bald entwurzelte
vor Glück.
(Aus dem Band „Ich muss nicht reisen“, Warmbronn 2004)
An diesem Sonntag, dem 10. November, wird die Grundschule in Hasborn-Dautweiler nach Johannes Kühn benannt – Festveranstaltung in der Kulturhalle mit Büchertisch
An diesem Sonntag, dem 10. November, findet in der Gemeinde Tholey eine weitere, ganz besondere Gedenkveranstaltung für Johannes Kühn statt, der im Oktober vor einem Jahr gestorben ist. Die Veranstaltung hat neben dem Totengedenken einen zweiten Anlass, der mit dem ersten eng verbunden ist. Die Grundschule in Hasborn-Dautweiler benennt sich zu Ehren des großen Sohns der Gemeinde um in „Johannes-Kühn-Grundschule“.
JK_40 In Erinnerung an den Dichter: Ein Jahr nach seinem Tod, am 3. Oktober 2024, veranstaltete die Johannes-Kühn-Gesellschaft im Gasthaus Huth in Hasborn eine literarisch-musikalische Soiree zu Ehren des Verstorbenen. Links als Redner der stellvertretende Vorsitzende der Gesellschaft, Dr. Martin Rech, rechts am vorderen Tisch Landrat Udo Recktenwald. Foto: Klaus Brill
So steht auch die Veranstaltung in der Hasborner Kulturhalle, die um 14:30 Uhr mit Kaffee und Kuchen beginnt und um 16:00 Uhr in einen regelrechten Festakt übergeht, ganz im Zeichen der Kinder: Sie singen, tanzen, stellen eigene Kunstwerke aus und lesen Gedichte des Dichters, der im Februar diesen Jahres 90 Jahre alt geworden wäre. Für die Einordnung in den größeren Zusammenhang sorgen Ansprachen des Bürgermeisters Andreas Maldener, der Staatssekretärin im saarländischen Ministerium für Bildung und Kultur, Jessica Heide, des St. Wendeler Landrates Udo Recktenwald und des Zweiten Vorsitzenden der Johannes-Kühn-Gesellschaft, Dr. Martin Rech.
Höhepunkt des Nachmittags ist der Festvortrag von Irmgard Rech unter dem Ttitel: „Von den Kindern wieder lernen, was wir als Erwachsene verlernt haben. Die Bedeutung des Kindseins im lyrischen Werk von Johannes Kühn“. Der Aspekt des unverstellten Sehens, wie es Kinder noch praktizieren, ist bei Johannes Kühn vielfältig nachweisbar – was für ein passendes Thema anlässlich der „Schul-Taufe“! Ein weiterer Höhepunkt wird sicher die Lesung von Gedichten durch enge Freunde und Begleiter Johannes Kühns. Gewürdigt wird auch das bildnerische Werk Kühns: Viele seiner unverwechselbaren Zeichnungen sind während der Veranstaltung als Leinwand-Projektionen präsent.
Die Johannes-Kühn-Gesellschaft hat die Planung der Veranstaltung gemeinsam mit der Gemeinde mitgetragen und steuert einige Programmpunkte bei. Und wen im Laufe des Nachmittags die Lust überkommt, sich intensiver mit dem Werk von Johannes Kühn zu beschäftigen: Die Gesellschaft hält einen Büchertisch bereit, auf dem auch viele Ausgaben liegen, die im Buchhandel vergriffen sind. Der Erlös kommt der Arbeit der Johannes-Kühn-Gesellschaft zugute – und damit der weiteren Verbreitung der Werke von Johannes Kühn.
Ein Jahr nach seinem Tod wurde der Dichter Johannes Kühn in seinem Stammlokal in Hasborn geehrt – Erster Auftritt der Johannes-Kühn-Gesellschaft mit starker Resonanz
Es war kein Stuhl mehr frei, so mancher musste deshalb stehen. Ein Jahr nach seinem Tod ist am Donnerstag, dem 3. Oktober 2024, in Hasborn der Dichter Johannes Kühn mit einer literarisch-musikalischen Soiree geehrt worden, bei der sein legendäres Stammlokal, das Gasthaus Huth, bis auf den letzten Platz besetzt war. „Der Hutti ist rappelvoll“, rief Landrat Udo Recktenwald den Besuchern zu, die den Gastraum und das Nebenzimmer füllten. Das Interesse an Johannes Kühn ist also ungebrochen. Doch hielt die drangvolle Enge das um die 80 Köpfe zählende Publikum keineswegs davon ab, aufmerksam und schweigsam den Darlegungen über den Verstorbenen und den wohl an die zwei Dutzend Gedichten zu folgen, die in zwei dicht bestückten Stunden zum Vortrag kamen. Subtile Chansons, mit Verve dargebracht vom Hasborner Henkes-Kessler-Trio, erzeugten zusätzliche Faszination.
Die Veranstaltung war der erste öffentliche Auftritt der am 23. Juni gegründeten Johannes-Kühn-Gesellschaft, die das Werk und Andenken des Lyrikers lebendig erhalten will. Als zweiter Vorsitzender des Vereins erklärte der Arzt Dr. Martin Rech: „Die Kunst von Johannes Kühn wird sicherlich uns alle überdauern. Aber es macht einen Unterschied, ob sein Werk in Bibliotheken, Archiven und Bücherschränken überdauert und verstaubt oder ob es von möglichst vielen Menschen immer wieder genossen und erlebt werden kann.“
Die Johannes-Kühn-Gesellschaft will nach Rechs Worten einerseits durch Veranstaltungen und über ihre neue Website (www.johannes-kuehn.de) die Erinnerung an den Verstorbenen wachhalten und zum zweiten dessen umfangreichen Nachlass weiter erschließen. Johannes Kühn hat über 30.000 Gedichte verfasst, von denen bisher allenfalls ein Zehntel in 25 Lyrik-Bänden veröffentlicht wurde. Auch mehrere tausend Zeichnungen seien noch zu prüfen und bewerten, sagte Martin Rech. Er bat alle Personen, die privat noch Werke des Poeten verwahren, diese dem Verein zur Kenntnisnahme und Registrierung zugänglich zu machen.
Martin Rech ist der Sohn von Benno und Irmgard Rech, der engsten Freunde Johannes Kühns, die fast alle seine Bücher herausgegeben haben. Prof. Dr. Benno Rech war vor einem Monat, am 3. September, im Alter von 89 Jahren ebenfalls gestorben. Wie seine Frau Irmgard Rech nun bei der Versammlung in Hasborn berichtete, hatte es sich vor einem Jahr durch „einen wunderbaren Zufall“ ergeben, dass Johannes Kühn die letzten Tage vor seinem Tod noch gemeinsam mit ihrem Mann und ihr in einem Altenheim in Eppelborn verbringen konnte. „Er wollte sterben, das hat er gleich gesagt“, erzählte Irmgard Rech. Man habe tagelang gemeinsam Gedichte gelesen.
Johannes Kühn hat ihren Worten nach in den Gesprächen starke Zweifel an sich selbst geäußert: „Was habe ich denn gemacht, hat er mich gefragt, was habe ich denn in meinem Leben eigentlich gemacht und fertiggebracht?“ Sie aber und die ebenfalls anwesende befreundete Berliner Autorin Katrin Askan hätten ihm versichert: „Johannes, du wirst ein Dichter der deutschen Sprache bleiben, und viele deiner Gedichte werden unsterblich bleiben.“ Mit einem langen Händedruck hatte sich Johannes Kühn am Tag vor seinem Tod vom lebenslangen Freund Benno Rech verabschiedet. Dieser hatte ihn seit der gemeinsamen Schulzeit auf dem Missionshaus in St. Wendel unermüdlich unterstützt und gemeinsam mit seiner Frau dafür gesorgt, dass Kühns Werke in namhaften Verlagen erschienen und internationale Resonanz fanden.
„Benno Rech ist ein seltenes Beispiel dafür, dass nicht nur der Glaube Berge versetzen kann, sondern auch die Freundschaft“, erklärte der Journalist Klaus Brill, der ebenfalls dem Vorstand der Johannes-Kühn-Gesellschaft angehört. Er würdigte den vor einem Monat verstorbenen Germanisten aus Thalexweiler als inspirierenden Lehrer, kritischen Katholiken und hingebungsvollen Freund, der in den Austausch mit Johannes Kühn und Ludwig Harig seinen literarischen Sachverstand und „sein feines Gespür für allerfeinste Tönungen und Töne“ eingebracht habe. Brill zitierte dazu aus Gedichten, in denen die beiden saarländischen Autoren schon vor Jahren ihre Dankbarkeit und ihre enge Verbundenheit mit Benno Rech artikuliert hatten.
An die Frühzeit dieser Blüteperiode saarländischer Literatur erinnerte der Journalist Fritz Kremser, der 1989 als Kultur-Redakteur des Saarländischen Rundfunks einen viel beachteten Film über Kühn mit dem Titel „Es ist mir ein Eis gewachsen ins Auge“ gedreht hatte. Er erzählte, wie er damals in Mettlach erlebte, dass Johannes Kühn wie auf Knopfdruck eine beliebige Alltagssituation zu einem Gedicht verarbeiten konnte. Kremser äußerte zudem die Überzeugung, der Hasborner Poet hätte neben den verschiedenen Auszeichnungen, die er erhielt, auch den nach Georg Büchner benannten wichtigsten deutschen Literaturpreis verdient gehabt.
Die heimatliche Sicht auf den am 3. Oktober 2023 verstorbenen Dichter brachten Alexander Besch, der Erste Beigeordnete der Gemeinde Tholey, und der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald zur Sprache. Besch erinnerte sich an eine persönliche Begegnung in seiner Kindheit mit Johannes Kühn im Gasthaus Huth und sicherte der Johannes-Kühn-Gesellschaft eine enge Zusammenarbeit und volle Unterstützung von seiten der Gemeinde zu. Landrat Recktenwald nannte den Poeten als Ausnahmepersönlichkeit des St. Wendeler Landes in einer Reihe mit der Grand-Prix-Gewinnerin Nicole aus Neunkirchen/Nahe sowie dem Astronauten Matthias Maurer aus Gronig. Zu guter Letzt kündigte der Politiker und studierte Germanist nicht nur seinen Beitritt zur Johannes-Kühn-Gesellschaft an, sondern trug auch ein eigenes Gedicht auf den verstorbenen Poeten vor, in dem es heißt: „Die Verse bleiben für die Ewigkeit.“
Udo Recktenwald und Alexander Besch gehörten dann ebenso wie Martin und Irmgard Rech sowie Fritz Kremser und der Saarbrücker Kulturaktivist Armin Schmitt zur Riege derer, die im zweiten Teil der Veranstaltung je drei Kühn-Gedichte vortrugen und dazu darlegten, was sie daran besonders beeindruckt habe. Mehr als eine halbe Stunde lang konnten so die nach wie vor gebannt lauschenden Zuhörer die Poesie Johannes Kühns in hoher Verdichtung erleben – und genossen es offenkundig. Unterschiedlichste Perspektiven und Arten der Annäherung wurden sichtbar, ein vielschichtiges Panorama tat sich auf, stimmig arrangiert von der langjährigen Tholeyer Kulturbeauftragten Jutta Backes-Burr aus Hasborn, die ebenfalls dem Vorstand der Johannes-Kühn-Gesellschaft angehört.
Sie hatte auch das Hasborner Henkes-Kessler-Trio eingeladen, mit einer Reihe anspruchsvoller französischer Chansons und englischer Songs einen adäquaten Kontrapunkt zur Poesie von Johannes Kühn zu setzen – im dezenten Kammerton. Mit Klavier, Gitarre und Cajón, mitunter auch a capella mit Vokalgesang, begleiteten Dorothee und Erhard Henkes die Sängerin Isabella Kessler, die mit ihrer wasserklaren, ausdrucksstarken Stimme glänzte.
Es war diese anregende Mischung aus Musik, Gedichten und Informationen, die die Atmosphäre des Abends ausmachte und sich nach gut zwei Stunden im munteren Gewirr der Stimmen auflöste. „Die Lyrik von Johannes Kühn wirkt noch intensiver, wenn man sie im Gasthaus Huth und in der Gemeinschaft mit anderen aufnimmt“, resümierte Martin Rech, der stellvertretende Vorsitzende der Johannes-Kühn-Gesellschaft. Er kündigte an, dass künftig jedes Jahr am 3. Oktober, dem Todestag des Dichters, im Gasthaus Huth in Hasborn ein Johannes-Kühn-Tag stattfinden solle. Über diese und andere Aktivitäten kann man sich nach seinen Worten auf der Website www.johannes-kuehn.de oder in einem kostenlos verteilten Newsletter informieren (kontakt@johannes-kuehn.de). Auch Nachdrucke von Zeichnungen Johannes Kühns oder von Porträt-Zeichnungen des Künstlers Heinrich Popp können ebenfalls unter dieser Kontaktadresse bestellt werden.
Der legendäre Wirtshaustisch, an dem Johannes Kühn viele seiner Gedichte verfasste und sich jahrzehntelang fast täglich mit Benno oder Irmgard Rech traf, stand an diesem Abend nicht am angestammten Platz im Eck. Er wurde verrückt, um Platz zu schaffen für die Musikgruppe und die Redner. „Doch ein bisschen ist er immer noch da, der Winkelgast“, schrieb die Saarbrücker Zeitung. Im Wandregal hatte die Wirtin Adela Huth nämlich ein Foto des Verstorbenen aufgestellt, „und es scheint fast so, als würde er sich von dort anschauen, was ihm zu Ehren geschieht“.
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Den Bericht der Saarbrücker Zeitung finden Sie hier:
JK_40 In Erinnerung an den Dichter: Ein Jahr nach seinem Tod, am 3. Oktober 2024, veranstaltete die Johannes-Kühn-Gesellschaft im Gasthaus Huth in Hasborn eine literarisch-musikalische Soiree zu Ehren des Verstorbenen. Links als Redner der stellvertretende Vorsitzende der Gesellschaft, Dr. Martin Rech, rechts am vorderen Tisch Landrat Udo Recktenwald. Foto: Klaus Brill
Er verschaffte dem Lyriker Johannes Kühn die verdiente Anerkennung und war ein Vertrauter von Ludwig Harig: der Germanist und Pädagoge Prof. Dr. Benno Rech aus Thalexweiler ist im Alter von 89 Jahren verstorben
Freunde fürs Leben: Johannes Kühn und Benno Rech
Du Freund
„Du Freund, du warst der zarte Wind,
der Wolken biegt, um Sterne zu zeigen.
Du warst mir Zuspruch
Und nicht blind.“
(Johannes Kühn für Benno Rech)
Knapp ein Jahr nach dem Tod des saarländischen Dichters Johannes Kühn ist auch dessen langjähriger Freund und Mentor Prof. Dr. Benno Rech gestorben. Wie die Johannes-Kühn-Gesellschaft am Mittwoch, dem 4. September 2024, mitteilte, erlag der Germanist und Gymnasiallehrer in der Nacht zuvor im Alter von 89 Jahren einer schweren Krankheit.
Benno Rech war seit der gemeinsamen Schulzeit im Missionshaus in St. Wendel mit Johannes Kühn eng befreundet und hatte zusammen mit seiner Frau Irmgard Rech einen entscheidenden Anteil daran, dass dessen Gedichte in namhaften Verlagen erschienen und internationale Resonanz fanden. Außerdem war der Verstorbene ein Vertrauter des Schriftstellers Ludwig Harig. Über beide Autoren veröffentlichte er zahlreiche Beiträge in Zeitschriften und Büchern, von beiden wurde er auch zum literarischen Nachlassverwalter bestellt.
Das künstlerische Schaffen von Johannes Kühn hatte Benno Rech schon früh zu seinem Lebensthema gemacht. „Er war ein wahrer Freund in des Wortes tiefster Bedeutung“, erklärte der Vorsitzende der Johannes-Kühn-Gesellschaft, der Verlagsmanager Armin Sinnwell, der aus Hüttersdorf stammt und in seiner Jugend ein Schüler Rechs war. „Als Freund hat er mit Kunstverstand, Einfühlungsvermögen und Engelsgeduld die Entstehung des lyrischen Werkes von Johannes Kühn begleitet – nein, mehr als das: er hat es als Hebamme zur Welt gebracht.“
Benno Rech habe dem Dichter immer treu zur Seite gestanden, „auch in der schwierigen Zeit in den 1980er Jahren, als Kühns Krankheit ständige Zuwendung erforderte und das Familienleben beeinträchtigte, das Benno Rech so wichtig war“, erklärte Sinnwell weiter. Auch Ludwig Harig habe Benno Rechs „einzigartige Fähigkeit erkannt, Literatur aus sich heraus zu verstehen, Qualität nahezu physisch zu spüren, in einem Werk Inhalt und Gehalt, Eindruck und Ausdruck, Absicht und Verwirklichung in eine perfekte Balance zu bringen“. Seit 1980 habe Harig nichts erscheinen lassen, was er nicht zuvor ausführlich mit dem Freund besprochen habe.
Benno Rech war am 29. Januar 1935 in Thalexweiler bei Lebach als Sohn eines Bergmanns geboren und besuchte nach der Volksschule das Gymnasium der Steyler Missionare in St. Wendel, dem auch ein Internat angeschlossen war. Dort lernte er den etwas älteren Johannes Kühn kennen, mit dem ihn seither eine schicksalshafte Freundschaft verband. Die beiden streiften durch die Natur und lasen sich gegenseitig Gedichte vor. „Und immer ist es so gewesen, dass ich der Dichterknecht war“, sagte Rech später der Süddeutschen Zeitung. „Ich habe genau gemerkt, dass ich nicht dichten konnte, aber dass er es kann.“
Nach dem Abitur studierte Rech Germanistik, Geschichte und Theologie an den Universitäten Saarbrücken, Freiburg, Wien und Frankfurt und promovierte am Goethe-Lehrstuhl in Frankfurt über den österreichischen Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal. Ebenso wie seine spätere Ehefrau Irmgard geb. Prümm aus Saarlouis wurde er danach Lehrer am Staatlichen Realgymnasium Lebach (heute Geschwister-Scholl-Gymnasium) und machte mehrere Generationen von Schülern mit den Gedichten seines Freundes Johannes Kühn bekannt. Mit unerschöpflicher Energie verfolgte das Ehepaar dann über Jahrzehnte hin das Ziel, den Werken Kühns ein breites Publikum zu gewinnen. Nach mehreren Veröffentlichungen in Kleinverlagen erreichte man den Durchbruch 1989 mit der Herausgabe des Werkes „Ich Winkelgast“ im renommierten Hanser-Verlag in München, zu dem Ludwig Harig den Kontakt hergestellt hatte. Mit Ausnahme zweier Frühwerke haben Irmgard und Benno Rech alle 25 Gedichtbände Kühns herausgegeben.
Über Jahrzehnte hin traf einer von beiden, meistens er, sich täglich außer sonntags gegen Mittag mit dem Dichter im Gasthaus Huth in Hasborn, wo dieser an seinem Stammplatz im Eck jeweils seine neueste Produktion präsentierte – immer drei Gedichte. „Ich schreibe für ihn als ersten Leser“, sagte Kühn 2009 in einem Interview und bezeichnete Benno Rech als seinen Mentor, ohne dessen Aktivitäten er selber nicht bekannt geworden wäre. In seinem Haus in Thalexweiler hat das Ehepaar Rech rund 30.000 Poeme von Johannes Kühn in rund 180 Ordnern verwahrt. Oft traten die beiden auch gemeinsam mit Johannes Kühn bei Lesungen auf.
Auch mit Ludwig Harig entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit, nachdem der erfolgreiche Schriftsteller aus Sulzbach das Ehepaar kennen gelernt hatte. Benno Rech wurde rasch zu einem wichtigen Vertrauten, Harig bestimmte ihn zu einem der drei Herausgeber seiner gesammelten Werke im Hanser-Verlag. Er sei „mit Benno viel näher verbunden als Goethe mit Eckermann“, sagte der Autor 2012 in einem Interview. Dieser sei „ein ganz, ganz enger Freund, er spielt eine sehr große Rolle“.
Benno Rech pflegte über Jahre hin auch intensive Korrespondenzen mit anderen Schriftstellern wie den Lyrikern Rainer Kunze, Peter Rühmkorf und Wulf Kirsten oder dem Essayisten Georges Arthur Goldschmidt. Wegen all dieser literarischen Aktivitäten und wegen seiner Verdienste um die Herausgabe des Werkes von Johannes Kühn verlieh der saarländische Ministerpräsident Peter Müller im Jahr 1998 Benno Rech den Ehrentitel eines Professors. Auch Johannes Kühn und Ludwig Harig wurden in dieser Weise ausgezeichnet.
Jahrzehntelang traten Benno und Irmgard Rech auch als kritische Christen und couragierte Verfechter von Reformen in der katholischen Kirche auf. Gemeinsam mit Freunden gaben sie 55 Jahre lang in Trier die Zeitschrift „Imprimatur“ heraus, die „Nachrichten und kritische Meinungen aus der katholischen Kirche" verbreitete. Mehrere Jahre lang war Benno Rech auch persönlicher Berater des Trierer Bischofs Bernhard Stein (1904-1993). Für Furore sorgte er schon 1980, als die Wochenzeitung „Die Zeit“ eine Abiturrede veröffentlichte, die er in Lebach gehalten hatte. Darin hatte er bemängelt, in deutschen Schulen würden junge Menschen zu Spießbürgern und Jasagern erzogen anstatt zu kritischen Staatsbürgern mit Zivilcourage und sozialem Engagement. Zu den Schülern Benno Rechs gehörten unter anderen der frühere saarländische Ministerpräsident Peter Müller aus Eppelborn, der langjährige Chefredakteur des Saarländischen Rundfunks, Norbert Klein, aus Knorscheid, sowie Prof. Dr. Bernd Scherer aus Scheuern, der später leitende Funktionen beim Goethe-Institut innehatte und von 2006 bis 2022 Intendant des Hauses der Kulturen der Welt in Berlin war. „Benno Rech lehrte uns das kritische Denken, das Hinterfragen falscher Autoritäten“, erklärte Scherer. „Dabei wurde er selbst zu einer Autorität, nicht nur qua Rolle als unser Deutsch- und Religionslehrer, der er auch war, sondern, weil er uns vorführte, wie man ein bewusstes Leben führt.“ 4.9.2024
Literarisch-musikalische Soiree zum Gedenken an den großen Lyriker am Jahrestag seines Todes im Gasthaus Huth in Hasborn – Irmgard Rech erinnert sich
Am 3. Oktober jährt sich zum ersten Mal der Tag, an dem der Lyriker Johannes Kühn verstorben ist. Dies nimmt die neu gegründete Johannes-Kühn-Gesellschaft zum Anlass, in seinem Heimatort Hasborn-Dautweiler mit einer literarisch-musikalischen Soiree an den Künstler und sein Schaffen zu erinnern. „Johannes Kühn ist tot, aber seine Gedichte sind lebendig, und sie sollen es bleiben“, erklärte der Vorsitzende der Johannes-Kühn-Gesellschaft, der Verlagsmanager Armin Sinnwell, der aus Hüttersdorf stammt. „Wir wollen künftig jedes Jahr am 3. Oktober ein Zeichen dafür setzen, dass das literarische Werk unseres großen saarländischen Poeten die Menschen nach wie vor beschäftigt und die Zeiten überdauert.“
Unter dem Motto „Johannes Kühn – ein Dichterleben“ beginnt die geplante Veranstaltung am Donnerstag, dem 3. Oktober, um 18:00 Uhr in Hasborn-Dautweiler im Gasthaus Huth, wo der Verstorbene regelmäßig zu Gast war. Hier hatte er viele seiner Gedichte verfasst und sich täglich außer sonntags mit seinem Mentor Benno Rech oder dessen Frau Irmgard Rech getroffen, um jeweils die neueste Produktion zu besprechen. An seinem Stammplatz nahe dem Eingang des Lokals hat die Wirtin Adela Huth eine Gedenkecke eingerichtet.
Bei der Gedenkfeier stellt der stellvertretende Vorsitzende Dr. Martin Rech die Johannes-Kühn-Gesellschaft erstmals einem interessierten Publikum vor und legt die Ziele ihrer Aktivitäten dar. Seine Mutter Irmgard Rech wird über die langjährige Zusammenarbeit mit dem verstorbenen Dichter berichten, gerade auch über seine letzten Jahre. Impressionen aus der Frühzeit Johannes Kühns ruft der Fernsehjournalist Fritz Kremser in Erinnerung, der für den Saarländischen Rundfunk tätig war und heute in Hessen lebt.
Außerdem wird das Wirken des kürzlich verstorbenen Germanisten und Pädagogen Prof. Dr. Benno Rech gewürdigt, der seit seiner Schulzeit eng mit Johannes Kühn befreundet war und gemeinsam mit seiner Frau Irmgard dafür gesorgt hatte, dass Kühns Gedichte in namhaften Verlagen veröffentlicht wurden und internationale Resonanz fanden. Freunde von Johannes Kühn werden im Laufe des Abends eine Reihe ausgewählter Gedichte vortragen, im Wechsel mit dem Hasborner Henkes-Keßler-Trio, das den Abend musikalisch gestaltet. Die Sängerin Isabell Keßler sowie die Musiker Dorothee und Erhard Henkes (Klavier, Gitarre, Cajón) präsentieren verschiedenste Lieder, Songs und Chansons. Moderator ist der Journalist Klaus Brill, der dem Vorstand der Johannes-Kühn-Gesellschaft angehört.
Eine weitere, noch größer angelegte Veranstaltung zum Gedenken an Johannes Kühn findet am Sonntag, dem 10. November 2024, in der Hasborner Kulturhalle statt. Veranstalter ist die Gemeinde Tholey, die an diesem Tag gemeinsam mit der Dorfbevölkerung und den Vereinen von Hasborn-Dautweiler die Benennung der dortigen Grundschule nach Johannes Kühn feiert.
Veranstaltungen in Sulzbach, Lich und Potsdam mit Gedichten des saarländischen Lyrikers und anderer bedeutender Autoren
Kühn und Goethe, Kühn und Brecht, Kühn und Kunze – das sind Paarungen, von denen man nicht oft hört. Doch hat es seinen eigenen Reiz, wenn man die Werke dieser so verschiedenartigen Autoren einmal mit einander in Verbindung bringt. So geschah es und geschieht es in diesen Tagen in drei deutschen Städten: im saarländischen Sulzbach, im hessischen Lich und im brandenburgischen Potsdam.
In Sulzbach lädt die Stadt für Freitag, dem 20. September um 19 Uhr ins historische Salzbrunnenhaus zu einem Liederabend mit dem Titel „Es schlug mein Herz...“ Die französische Mezzosopranistin Daphné Macary und die türkische Pianistin Güneş Oba präsentieren Gedichte von Johann Wolfgang Goethe in der Vertonung von Franz Liszt, Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schubert. Beide Künstlerinnen studieren derzeit in Saarbrücken.
Moderator ist der Germanist und Verlagsmanager Armin Sinnwell, der auch Vorsitzender der Johannes-Kühn-Gesellschaft ist. Er hat die Veranstaltung konzipiert und ins Programm auch ein posthum entdecktes Gedicht von Johannes Kühn über Goethe aufgenommen, das rezitiert wird. Uraufgeführt werden zudem zwei Vertonungen von Kühn-Gedichten durch den Komponisten Joachim Balzer. Die beiden Solistinnen steuern Improvisationen über zwei weitere Werke des Dichters bei.
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Aktion „Alle Gute, Goethe!“ statt, mit der in diesem Jahr in ganz Deutschland der 275. Geburtstag Goethes begangen wurde und wird. Goethe war 1770 als 20-Jähriger mit Freunden von seinem Studienort Straßburg aus in die Saargegend geritten und hatte unter anderem den „Brennenden Berg“ bei Sulzbach besucht.
Er brauchte nur ein Stichwort
Im hessischen Lich bei Gießen hat der langjährige Fernsehjournalist Fritz Kremser, der schon seit den frühen Jahren ein Freund von Johannes Kühn war, am 21. August in einem Vortrag die Schaffensweise des saarländischen Lyrikers verglichen mit der Art, wie der bekannte Schriftsteller Rainer Kunze aus der früheren DDR seine Poeme schrieb. Kunze sei „der Meister der Kurzpoesie“, sagte Fritz Kremser, er suche manchmal tagelang nach einem Wort. Hingegen war Johannes Kühn in der Lage, auf ein Stichwort hin spontan „die erstaunlichsten Metaphern“ hervorzubringen, wie Kremser selber mehrfach erlebt hatte. Der Journalist, der in Lich zum „Stadtpoeten“ berufen wurde, war früher beim Saarländischen Rundfunk tätig und hatte 1989 einen viel beachteten Film über Johannes Kühn mit dem Titel „Es ist mir ein Eis gewachsen ins Auge“ gedreht.
In Potsdam fand vom 14. Juli bis zum 25. August dieses Jahres im Kunstverein KunstHaus eine Ausstellung des Bildhauers Wolfgang Nestler unter dem Titel „Hand aufs Herz“ statt. Die dort gezeigten rund 40 Werke aus sieben Jahrzehnten gaben einen Einblick in „ein plastisches Denken, das Herz und Hand, Gefühl und Verstand, Körper und Wahrnehmung in ein Gleichgewicht bringt“, wie der Kurator Roland Scotti schrieb. Wolfgang Nestler, der zweimal an der Weltkunstausstellung „documenta“ in Kassel teilgenommen hat, war von 1990 bis 2007 Professor für Plastik und Bildhauerei an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken. Seit dieser Zeit war er sehr eng mit Johannes Kühn befreundet und hatte sich von dessen Poesie vielfach inspirieren lassen. Er sah in ihm einen kongenialen Sprachkünstler und übernahm mehrfach Formulierungen des Dichters als Namensgebung für eigene Werke. Umgekehrt war die Auseinandersetzung mit Nestlers Werk auch für Johannes Kühn eine stetige Inspirationsquelle.
Unter dem Motto „Das Große bleibt groß nicht“ präsentierte Wolfgang Nestler nun bei der Finissage seiner Ausstellung am 25. August in Potsdam eine Reihe von Texten von Bertolt Brecht und Johannes Kühn, die der Schauspieler Michael Gerlinger vortrug. Durch die Mischung der Gedichte wurde für die Zuhörer erfahrbar, dass hier zwei Poeten ausgesucht worden waren, deren Werke sich auf gleichem Qualitätsniveau bewegen.
Poesie für den Frieden
Johannes Kühn kann inspirieren und Menschen zur Besinnung und Besinnlichkeit bringen. Diese Erfahrung machte auch ein führender evangelischer Theologe und Autor: Johann Hinrich Claussen, der Kulturbeauftragte des Rates der EKD. In der evangelischen Zeitschrift „Chrismon“ befasste er sich mit dem Elend, das die Kriege in der Ukraine sowie in Israel und im Gaza-Streifen über die Menschen bringen. „Was soll man eigentlich noch denken und empfinden?“, fragte Claussen und fuhr fort: „Vor kurzem bin ich auf ein Gedicht gestoßen, das mir dabei geholfen hat.“
Er fand es in einem Bändchen von Johannes Kühn und nannte ihn „einen der stillsten und wunderbarsten Dichter der vergangenen Jahrzehnte“, der „viele unvergleichliche Gedichte“ geschrieben habe. Das Poem, das den Autor so beeindruckte, handelt vom Regenbogen...
Mehr dazu unter dieser Internet-Adresse: https://chrismon.de/kolumnen/kulturbeutel/55661/ein-gedicht-fuer-den-frieden-von-johannes-kuehn
7. 9. 2024
Veranstaltungen und Publikationen sollen das Andenken an den Lyriker aus Hasborn bewahren – Neue Mitglieder willkommen
Nach dem Tod des saarländischen Lyrikers Johannes Kühn hat sich in seinem Heimatort Hasborn eine Johannes-Kühn-Gesellschaft formiert, die mit Veranstaltungen, Veröffentlichungen und vielfältigen weiteren Aktivitäten das Andenken an den Verstorbenen und sein Werk bewahren will. Das teilte der Vorsitzende der neuen Organisation, Armin Sinnwell, ein aus Hüttersdorf gebürtiger und heute in Stuttgart tätiger Verlagsmanager, mit. Nach seinen Worten kam die Initiative für diesen Schritt aus dem Freundeskreis des Dichters.
Als erste Veranstaltung plant die Johannes-Kühn-Gesellschaft für den 3. Oktober dieses Jahren, den Jahrestag des Todes von Johannes Kühn, eine kleine literarisch-musikalische Soiree im Gasthaus Huth in Hasborn-Dautweiler. In diesem Lokal war der Künstler fast jeden Tag zu Gast gewesen und hatte dort auch viele seiner Gedichte verfasst. Um sein Schaffen einem breiten Publikum zu vermitteln, wurde auch eine Website eingerichtet, die ab sofort unter der Internet-Adresse www.johannes-kuehn.de erreichbar ist.
„Johannes Kühn hat seiner Heimatregion am Schaumberg und der ganzen Welt eine große Zahl wunderbarer Gedichte geschenkt, und wir möchten dafür Sorge tragen, dass diese Kunstwerke auch über seinen Tod hinaus im Bewusstsein der Menschen lebendig bleiben“, erklärte der Vorsitzende der Johannes-Kühn-Gesellschaft, Armin Sinnwell. „In diesem Ziel wissen wir uns einig mit vielen anderen Menschen, insbesondere in seinem Heimatdorf Hasborn-Dautweiler, in der Gemeinde Tholey und im Saarland, aber auch weit darüber hinaus. Mit ihnen allen streben wir eine fruchtbare Zusammenarbeit an. Wir wollen Ansprechpartner sein für alles, was mit Johannes Kühn zu tun hat.“
Die Johannes-Kühn-Gesellschaft ist aus der bereits 1990 in Thalexweiler gegründeten Gesellschaft zur Förderung Saarländischer Literatur hervorgegangen. In dieser Organisation hatten sich seinerzeit Freunde Johannes Kühns, allen voran seine Mentoren Benno und Irmgard Rech aus Thalexweiler, zusammengefunden. Ihre Absicht war schon damals, den Dichter zu unterstützen und aktiv eine stärkere Verbreitung seiner Werke zu fördern. Dies geschah unter anderem durch die Einwerbung von Spenden und die Herausgabe eines Gedichtbandes für den Schulgebrauch.
Nach dem Tod Johannes Kühns am 3. Oktober 2023 kam der Vorschlag auf, den Verein in Johannes-Kühn-Gesellschaft e. V. umzubenennen und organisatorisch auf eine breitere Basis zu stellen. Vollzogen wurde dieser Schritt dann bei einer Mitglieder-Versammlung am 23. Juni 2024 im Gasthaus Huth in Hasborn. Mit der Wirtin Adela Huth, die an seinem Stammplatz im Gasthaus eine Gedenkecke für Johannes Kühn eingerichtet hat, wurde eine enge Zusammenarbeit vereinbart.
Der Vorsitzende Armin Sinnwell betonte, die Johannes-Kühn-Gesellschaft stehe für alle Interessierten offen. „Wir freuen uns, wenn möglichst viele Menschen in unserem Verein mitmachen, zu unseren Veranstaltungen kommen, unsere Website besuchen und vielleicht in Zukunft auch die Bücher und Broschüren kaufen, die wir herausbringen wollen, um unter anderem seinen umfangreichen Nachlass zu erschließen. Johannes Kühn und seine Gedichte werden sicher überleben, aber sie werden im allgemeinen Bewusstsein nur erhalten bleiben, wenn die bisher so starke Resonanz auf sein Schaffen auch für die kommenden Jahre anhält.“
Dem Vorstand der Johannes-Kühn-Gesellschaft gehören neben Armin Sinnwell vier weitere Mitglieder an. Zweiter Vorsitzender ist der Arzt Dr. Martin Rech aus Homburg/Saar, der Sohn von Prof. Dr. Benno Rech und Irmgard Rech aus Thalexweiler, den engsten Freunden Kühns. Schatzmeisterin ist die Bankfachwirtin Ruth Leidinger-Kraus aus Nunkirchen, Schriftführerin die langjährige Tholeyer Kultur-Beauftragte Jutta Backes-Burr aus Hasborn-Dautweiler. Die Öffentlichkeitsarbeit besorgt der aus Alsweiler stammende Journalist Klaus Brill, der heute in Hessen lebt.
Klaus Brill hat im Namen des Vereins die neue Website der Johannes-Kühn-Gesellschaft konzipiert und redaktionell betreut und dabei auch auf Texte und Präsentationen zurückgegriffen, die Irmgard und Prof. Dr. Benno Rech schon für die frühere Internet-Präsenz von Johannes Kühn erarbeitet hatten. Webmaster ist der Diplom-Mathematiker Karl-Otto Franz, Informatiker der ersten Stunde, Kunstliebhaber im Allgemeinen und der Poesie im Besonderen. Die vor 20 Jahren von der Gemeinde Tholey eingerichtete Internet-Adresse www.johannes-kuehn.de wurde der Johannes-Kühn-Gesellschaft übertragen. Für diesen Schritt sprach der Vorsitzende Armin Sinnwell dem Tholeyer Bürgermeister Andreas Maldener seinen Dank aus.
Literarisch Interessierte jeden Alters sind als neue Mitglieder bei der Johannes-Kühn-Gesellschaft e. V. herzlich willkommen. Der Jahresbeitrag beträgt 30,- Euro.
Hier die Beitrittserklärung für die Johannes-Kühn-Gesellschaft.
Wer über die Aktivitäten der Johannes-Kühn-Gesellschaft aktuell informiert werden möchte, kann unter der E-Mail-Adresse
kontakt@johannes-kuehn.de
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